Aus „Welkes Laub"
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Hörst du einst in der Nacht dicht am Fenster bei dir
Jemand weinen und schluchzen voll Schwere;
Bleib dann ruhig, mein Kind, öffne niemand die Tür,
Frage nicht, frage nicht, wer das wäre.
Kein Verwaister wird's sein, der da mutterlos irrt.
Auch kein Bettler, du Stern meines Herzens!
Nur die Liebe wird's sein, die zu dir mich geführt,
Nur die Qual meines blutenden Schmerzens.
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Und wirst auch nie wie eine Blume blühn,
Wie die Levkoje voll von Duft und Golde,
und gehst du auch zu fremden Menschen hin
ins Meer des grauen, dumpfen Alltags, Holde;
Rein bleibst du immer meinem Herz und Sinn
Und heilig, so, wie ich dich lieben wollte;
Wie Blume, die kein Frost und Glut entstellen;
Wie Ideal – voll Glanz, weil vorn den Welten.
Ich werde tragen dich im Herzen lang
Voll Liebe, wie in einer Tempelhalle,
Und deine Schönheit mach' ich zum Gesang,
den Augenglanz zum Wort von hellstem Schalle
Und den Korallenmund zum Rhythmenklang …
Und wie die goldne Fliege im Kristalle
Des Bernsteins ewig ewiglich muss währen –
Blühst du so lang, als man mein Lied wird hören.